Wellington und der Sturm des Abschieds

Moin Ihr Lieben,

weiter geht die Geschichte: Slim war nun unser neuer und mein letzter STRAY- Fahrer und am Anfang bewegte uns nur die eine Frage: wie um Himmels Willen kam Slim zu seinem Namen 🙂 ?

Um 9 Uhr starteten wir von National Park aus in Richtung Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. Mit rund sechs Stunden Fahrzeit eine ziemlich lange Tour, auf der außer einem Kaffeestop und einer Runde „The Bomb“ im Burger King (so heißt ein Backpackerdollar-freundliches Menü hier- nur 14 NZD für uns alle drei) passierte unterwegs nichts aufregendes. Also machten wir abwechselnd die Augen zu oder nuggelten an unseren Thermokaffeebechern.

Als wir uns Wellington näherten, wurde das Wetter immer düsterer, nasser und vor allem: windiger. Wellington nennt sich selbst gern die windigste Stadt- was soll man nun von dieser City erwarten, wenn das der Werbespruch ist, der Touristen anlocken soll 😉 ?! Egal, Pat und ich sind beide sturmbegeistert und da kam uns die für heute aufgelegte Sturmwarnung gerade recht. So um die 90 km/h Windböen waren angesagt. Also stürmten wir sofort nach dem Check-Inn im Hostel in den Hafen der Stadt und ließen uns ein wenig Wind um die Nase wehen. Anne trafen wir dann im Supermarkt wieder und mit der jetzt neu gefüllten Kühlbox zauberten panne eine asiatische Gemüsepfanne mit Reis und Hühnchen und Salat. War ich vielleicht voll gefuttert heute- echt lecki! Falls Ihr Euch fragt, warum ich nicht am Kochen beteiligt war: die Küche im Hostel war wieder ein Knaller, brechend voll mit hungrigen Menschen und man musste um alles kämpfen- vom Teller, über eine Pfanne, Gläser, Platz im Kühlschrank und sogar um Sitzplätze am einzigen Tisch. Die beiden sind so routiniert darin, alles was nötig ist an sich zu reißen und gleichzeitig zu kochen, dass ich nur staunend daneben stehen konnte. Ich hab dann wenigstens die gesicherten drei Sitzplätze frei gehalten :-).

Die Nacht war krass stürmisch und alles im Hostel knarrte und knallte. Aber egal- wir haben trotzdem gut geschlafen. Für unseren letzten gemeinsamen Tag hatte das Wetter beschlossen, wieder freundlich und sonnig zu erscheinen und so ging es direkt nach dem Frühstück, um halb 1 :-), in die City. Wir shoppten ein wenig durch die quirlige und geschäftige Hauptstadt, fuhren einmal mit der berühmten Cable Car auf das Dach der Stadt und gönnten uns ein Abschiedsessen im „Crab Shack“- einer urgemütlichen Fischerkneipe im Hafen. Schaut Euch mal das leckere Essen auf den Fotos an! Den Rest des Abends mussten wir um- und einpacken. Ö-Cargo befördert nun wieder alles was nicht mehr gebraucht wird und die angesammelten Souvenirs der letzten vier Monate nach Germany. Alles andere musste wieder auseinander sortiert werden. Aber Zeit für eine Runde Rommee und einen Becher Wein blieb natürlich auch noch.

Ja und dann stand am Freitagfrüh pannö vollzählig in der Railway-Station. Es hieß Abschied nehmen und das war mal wieder alles andere als leicht 🙁 . Aus pannö wurde wieder panne und die reisten um 8 Uhr mit der Bluebridge- Fähre weiter nach Picton, Ö reiste hingegen genau in die andere Richtung- mit der „Northern Explorer Railway“ zurück nach Auckland. 11 Stunden lang konnte ich nun noch einmal die wundervolle neuseeländische Natur im Zug an mir vorbei ziehen lassen und in aller Ruhe genießen. In Auckland angekommen verwandelte ich mich von einem Backpacker zurück in einen normalen deutschen Touri, checkte im Mercure Hotel ein und ich sag Euch: ich fand alles toll- das große Bett mit gefühlt 100 Kissen, das eigene Badezimmer, den eigenen Kühlschrank oder die Kaffeemaschine- wow :-). Da ich vom Bett aus einen geilen Blick auf die City und den Sky Tower hatte, hab ich schnell im Supermarkt Wein besorgt und auch Obst und Sandwiches zum Frühstück und habe einfach mal das Zimmer und das Bett genossen- bis zur spätesten Check-out-Zeit. Genau vor dem Hotel war eine Haltestelle vom „Sky Bus“ und der brachte mich schnell und easy am Samstagfrüh zum Flughafen. Mit Cathay Pacific ging es nach Hong Kong und von dort weiter mit der Lufthansa nach Frankfurt. Ich schreibe Euch wieder aus der Maschine und bin gerade örgendwo über China. Was für eine Heimreise! 11 Stunden Zug, 24 Stunden Flug, 2 Stunden Auto. Aber egal- ich bin um ein sehr sehr geiles Abenteuer reicher geworden und würde immer wieder um die Welt fliegen, um meine beiden Schätzchen treffen zu können 😉 !!

Anne und Pat sind nun nach einer schaukelnden Fährfahrt auch gut auf der Südinsel angekommen und setzen dort ihr Neuseelandabenteuer mit STRAY und zu Fuß fort und ich darf Euch versichern, dass noch echt heiße Programmpunkte geplant sind- also bleibt am Ball, sie werden uns davon berichten.

Aber ich möchte Euch noch einen kleinen Einblick in das Weltenbummlerleben geben, wie ich es erlebt habe. Wenn man zu Hause die Berichte liest, denkt man oft nur so „haben die’s gut“ und man schwärmt von den geilen Reisezielen und den tollen Fotos. Geil ist es auf jeden Fall auch. So zu reisen bringt Eindrücke, die man auf Standardreisen nie erleben wird, man taucht in das bereiste Land wirklich ein, erlebt die Menschen, erlebt die Kultur und das Essen, sieht Orte, die sonst kein Tourist erblickt und kann die Zeit so planen, dass die persönlich wichtigen Ziele und Abenteuer angesteuert werden.

Und nun kommt das „Aber” :-). Ich bin mal wieder echt beeindruckt, wie die Beiden das alles meistern! Es ist eine Menge Organisationsarbeit notwendig, fast jeden Tag eine andere Unterkunft, die Busfahrten, die Adventureplanung und zwischendurch immer wieder notwendige Transfers und die Frage, wo das Gepäck tagsüber gelagert werden kann. Übrigens habe ich so ca. eine halbe Stunde einen der großen Rucksäcke getragen plus Koffer plus Kühltasche. Ich war kreuzlahm. Panne tragen die Dinger fast täglich umher- Wahnsinn! Und trotzdem ist nie Platz frei. So wird beim Einkauf jedes Produkt durchdiskutiert, nicht nur wegen dem Preis, sondern auch wegen der Größe und dem Gewicht- gibt es das auch in kleiner, gibt es etwas leichteres, müssen wir das überhaupt haben? Die zwei sind schon so daran gewöhnt, dass sie alles was ich mir kaufen wollte, hinterfragt und diskutiert haben. Ich hatte wohl echt Glück, dass das meiste durch die Prüfung durch gekommen ist :-). Dann wird in den Mehrpersonendorm’s übernachtet- heißt, dass alle Wertsachen nicht im Zimmer bleiben können und mitgenommen werden müssen. In jedem Bus, Supermarkt, Klohäuschen oder sonst was wird zuerst nach kostenlosem WiFi gesucht. Alles andere ist nicht zu bezahlen. Ich hab mich heute auch ertappt auf dem Weg zum Airport und hab an drei verschiedenen Stellen die Spot’s genutzt- wie schnell man seine Gewohnheiten ändert :-). Ja und fasziniert hat mich auch, dass egal wo wir waren, immer alles da war, was wir brauchten. Ich war frühs kaum wach, waren schon Sandwiches geschmiert, meine Wasserflasche voll, der Kaffeebecher gefüllt und alle meine Akkus geladen. Die Wäsche ist natürlich auch knapp bemessen, so muss man bei den Übernachtungsplanungen auch noch bedenken, wo man waschen kann und ob die Zeit zum trocknen reicht. Und am Ende soll der geplante Tag dann auch noch im Budgetrahmen sein. Kurzum: so eine Reise kann man nur machen, wenn man diszipliniert ist, strukturiert plant und seinen Luxus von zu Hause ganz weit nach unten schraubt. Bekommt Ihr das alles hin? Ich glaub ich nicht 🙂 ! Also echt Respekt!

Am Ende meiner Reise bin ich noch genau so müde, wie am ersten Tag. Das Backpackerleben ist anstrengend, crazy, immer wieder überraschend und herausfordernd, aber vor allem abenteuerlich, erlebnisreich, lustig, spannend, traumhaft schön und voller Freiheit, die man genießen kann. Ich war vorher mehr als skeptisch und nicht begeistert über die Bustour und die Hostels. Jetzt bin ich froh, dass ich mich darauf eingelassen habe und kann es nur wärmstens empfehlen.

Liebe Anne und mein lieber Pat, Ihr habt echt alles gegeben, um mir einen tollen Urlaub zu bereiten, ich habe mich wieder sehr wohl, willkommen und integriert gefühlt bei Euch! Vielen lieben Dank für alles!!! Nun muss ich mich erstmal erholen, schlafen, paar Wochen arbeiten und dann: sehen wir uns bald wieder- see you auf Bali 🙂 !

Damit übergebe ich die Berichterstattung wieder und sende:

einen dicken Knutsch an Anne & Pat und
viele liebe Grüße an alle treuen panne-Fans 🙂 !!

Euer Ö aus den Wolken!

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