New Orleans – „Es geht doch nichts über ein wenig Kolonialstil”

Hallo ihr Lieben,

nachdem unsere Urlaubsvertretung „Ö“ von der tollen Zeit und unseren großartigen Erlebnissen in Alaska berichtet hat wollen wir nun nach einer kleinen Verschnaufpause von unserer weiteren Reise berichten! Aber erst nochmal vielen Dank an „Ö“ für die brillanten Berichte – wir hatten eine super Zeit und haben die Wildnis zusammen gemeistert:) !!!

Also ihr Lieben, nun zu New Orleans! Wir hatten auf unserer Reise durch die USA immer wieder gehört wie toll NO (New Orleans) sei und dass es ganz anders sei! Wie man sich das genau vorstellen kann? Viele schöne Häuser im spanischen und französischem Kolonialstil, super Essen und Livemusik! Na dann mal auf in die Heimat des Jazz und der guten Küche. Nach 3 Monaten USA kann ja mal so richtig gute Küche mit italienischem, spanischem und französischem Einfluss nicht schaden!
In New Orleans gelandet, sind wir aus dem Flugzeug ausgestiegen und haben sofort ein völlig anderes Klima gespürt. Es war warm-schwül und roch vor allem sehr modrig! Um zu verstehen warum das so ist, sollte man wissen, dass NO auf einem Sumpfgebietliegt. Der Sumpf wurde durch Pumpen trockengelegt und die Stadt darauf errichtet. In etwa 70 Prozent von NO liegt interessanterweise auch unter bis zu 1,6 Meter unter dem Meeresspiegel, deshalb hatte der Hurrican Kathrina auch so verheerende Auswirkungen. Die Stadt stand 2005 unter Wasser, da Deiche brachen und auch die Pumpen nicht mehr funktioniert haben…
Aber nun wieder zurück zu unserer Ankunft! Nachdem wir versucht haben mit dem Flughafen Wifi herauszufinden, wie wir zu unserer Unterkunft in der Stadt gelangen, haben wir gedacht, fragen wir doch einfach mal den Shuttle Service am Flughafen. Dieser war „sehr kooperativ“ und meinte nur, dass er nicht in die Nähe des Hostels fahre… Mmmh, was für eine Hilfe. Inzwischen verriet uns das Internet, dass nur noch ein Bus an diesem Abend fuhr und wir 3 Mal hätten umsteigen sollen… Oh nee – darauf hatten wir keine Lust! Also kam uns ein neuer Gedanke, wir hatte inzwischen von den Amis schon oft gehört, dass Uber eine gute Alternative sei. Uber? Ja hatten wir schon gehört – aber war uns nach all den Diskussionen in Deutschland noch befremdlich! Egal – immer mal was Neues! Also App runterladen, Kreditkartendaten eingeben und schauen was es wohl kostet! Siehe da, gleich noch einen Gutschein bekommen und schon kostete uns die Fahrt in die Stadt statt 90 Dollar mit dem Shuttle oder ca. 55 Dollar mit dem Taxi ganze 20 Dollar. Das Auto – per App bestellt – war schneller da als wir herausgefunden hatten wo es uns abholt. Es gibt inzwischen an Flughäfen Parkplatzbereiche für App gesteuerte „Taxiservices“ wie Uber oder Lyft! Habt ihr das gewusst? Zusammengefasst sind wir in Null Komma Nix in unserem Hostel gewesen und Fans vom so genannten „ubering“ geworden, wie die Amis hier sagen!
Unser Hostel war im richtigen NO Style, mit hohen Decken, Ventilatoren und alten Mobiliar. Das Mobiliar war wirklich so alt, dass es authentisch war und wir die erste Nacht kaum geschlafen haben, da bei jeder Bewegung ein Quietschen auftrat! An unseren ersten Morgen in NO haben wir uns gedacht, dass wir jetzt mal einheimische Küche probieren, es gab Rührei mit Schrimps für Anne und ein Po-Boy Sandwich (Sandwich mit Pulled Pork und ColesSlaw) für den Pat!
Gestärkt ging es dann weiter an den Mississippi -das viertgrößte Flusssystem der Welt! – Der Mississippi kommt hier an, nachdem er die halbe USA durchquert hat und fließt dann in den Golf von Mexico. Das Besondere? Er ist schlammig!!! Also eine braune Brühe…. Aber genau das macht ihn aus und wir wollten uns das nicht entgehen lassen. Spontan haben wir eine Fahrt auf der Natchez gebucht, dem letzten Original dampfbetriebenen Raddampfer. Ja es gibt hier auch noch einen maschinengesteuerten Raddampfer…. Also sind wir 2 Stunden den Mississippi hoch und runter und haben uns natürlich auch den Maschinenraum angesehen! Irgendwie kam man sich schon vor wie in einem der Südstaatenfilme….

Die Raddampfertour war toll und wir sind danach noch ein wenig durch die Stadt gebummelt, genauer gesagt dem sog. French Quarter. Hier stehen schon tolle Gebäude, die noch aus der französischen Zeit stammen. Wir sind in die berühmte Straße „Bourbon Street“ eingebogen, die Partymeile hier in NO! Um ehrlich zu sein konnten wir dem Hype um diese Straße nicht verstehen, es war zwar eine Kneipe an der anderen, aber es roch nach einer Mischung aus Alkohol, Urin und Schweiß. Vielleicht hätten wir nachts um 3 nochmal zurückkommen sollen? Wir wurden sofort überall angesprochen, dass hier gerade Happy Hour sei. Nach ca. 300 Metern auf der Bourbon Street sind wir schnell wieder in eine Seitenstraße abgebogen und haben dann einer der tollen Parallelstraßen genommen. Hier gab es tolle Häuser und wir lassen mal die Bilder für sich sprechen…

Am nächsten Tag haben wir dann eine Halbtagestour gemacht, die wir kurzfristig in der Nacht via Internet gebucht hatten. Hier kam uns einer unserer tollen Gutscheine die wie zum Geburtstag bekommen hatten zu Gute – nochmals Danke an die Sponsoren!!! Die Tour sollte uns zu einer der ältesten und schönsten Plantagen hier in der Umgebung bringen – die sog. Oak Alley Plantage! Wir wurden mittags abgeholt und fuhren erst mal aus NO raus. Der Fahrer meinte in seinem starken Slang irgendwas so sinngemäß, das wir noch mal irgendwo umsteigen müssen. Inzwischen sind wir da ja schon entspannter geworden. Früher hätten wir 5 mal nachgefragt, bis wir wirklich sicher gewesen wären wie, wo und wann wir irgendwohin umsteigen müssen – wir haben es hier einfach hingenommen, da es eh aussichtslos erschien den Fahrer dazu zu bewegen evtl. verständlicheres Englisch zu sprechen. Er hat dies anscheinend so positiv aufgenommen und gleich mal während der Fahrt sein Handy herübergereicht und uns Bilder von ihm mit Will Smith zu zeigen, der auch eine dieser Touren hier gemacht hat. Ok, also er hat was erzählt, wir haben brav Bilder angeschaut und gelächelt…
Wir kamen nach ca. 30 min an unserem Zwischenstop an, bekamen die Info dass es in ca. 15 in weitergehe…. Na gut – Begeisterung sieht anders aus, aber schauen wir mal wo wir da gelandet sind! Zu unserer Überraschung waren wir direkt in den Sümpfen vor NO gelandet, da wo unser Touranbieter auch Bootsfahrten in die Sümpfe anbietet. Also haben wir mal ein bisschen genau hingeschaut und siehe da, wir haben einen Alligator im Wasser entdeckt! Das war natürlich ein Highlight und die 15 min Pause erschien auf einmal das Event des Tages zu werden…. Schnell ein paar Fotos und Smalltalk mit einem amerikanischen Touristen (die freuen sich hier immer so auf Deutsche zu treffen und zu Quatschen…) und dann ging es schon weiter. Der Bus setzte uns an der Oak Alley Plantage ab und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus! Was für tolle Bäume!!! Wenn ihr glaubt, wir hätten tolle alte Bäume, dann seht euch mal die Bilder hier an! Nicht umsonst nennt man diese Bäume hier auch Lebensbäume…. Die Plantage ist eine Zuckerrohrplantage und man konnte das Herrenhaus besichtigen. Es gab auch originalgetreue Nachbauten der Sklavenhütten. Diese Plantage wurde schon oft als Filmkulisse benutzt, unter anderem z.B. für „Twelfe Years a Slave“ oder „Interview mit einem Vampir“. Wir waren nun also endlich richtig in den Südstaaten angekommen… Natürlich haben wir uns eine Führung durch das Herrenhaus nicht entgehen lassen und sind danach noch etwas über das Gelände spaziert und haben die alten Bäume bestaunt….

 

Am besten sieht man es doch in bewegten Bildern:)

Mit diesen wahnsinnig tollen Eindrücken und gefüllt mit Informationen rund um die Plantage fuhren wir dann am frühen Abend zurück nach NO. Heute wollten wir natürlich endlich auch Livemusik hören und gutes Essen genießen und sind daher auf Empfehlung in die Frenchmen Street gefahren.
P1200183_NewOrleans_WasserzeichenHaben in einem kleinen Restaurant eine leckere italienische Pizza mit Jambalaya genossen und dann sind wir im „Spotted Cat“ – einer kleinen Kneipe abgestiegen! Hier spielte eine tolle Band einen Mix aus Blues und Swing! Wir haben ein einheimisches Bierchen gezischt, die geile Musik genossen und anderen Paaren beim Tanzen zugesehen. Ja richtig gelesen, hier tanzt man noch – so richtig wie wir es nur noch aus Filmen kennen. Die Paare sind einfach vor die Bühne und haben getanzt – das erstaunliche: die haben hier alles was man je hätte in einer Tanzschule gelernt haben könnte weit übertroffen. Ihr denkt jetzt, naja die sind ja da auch aufgewachsen und haben das im Blut! Nein, hier gab es sogar australische Pärchen die das konnten! Also wir Deutschen haben da wohl noch Nachholbedarf ,-) – oder vielleicht auch nur Pat und ich ,-))). Der Abend endete also mit der Idee, dass wir unsere Tanzkünste mal auffrischen sollten nach der Reise… (vielleicht machen wir zu diesem Experiment dann einen eigenen Blog – der hat sicher Lachgarantie inklusive!). Es war ein ereignisreicher Tag, der uns den Südstaaten näher gebracht hat!
Nun hatten wir nur noch einen vollen Tag hier zu Verfügung bevor es nach Südamerika geht. Den Pat hatte inzwischen die Erkältung aus Alaska eingeholt, die den Ö und mich schon vor einigen Tagen im Wrangell NP erwischt hatte und wir brüderlich die Taschentücher geteilt haben. (Fahrt niemals ohne ausreichend Taschentücher in die Wildnis!!! Nochmals DANKE Ö!). Wir haben also erstmal noch ein paar Vorräte im – na könnt ihr es schon erraten? – natürlich Walmart eingekauft. War ein kleines Erlebnis für sich, nachdem wir endlich neue Zahnbürsten, Zahnpasta etc. ausgesucht hatten und auf dem Weg zur Kassen waren, war plötzlich der Wagen verschwunden! Da hatten übermotivierte Walmartangestellte gedacht, jemand hätte den Korb abgestellt, dabei waren wir gerade mal 5 min vom Wagen entfernt (was in einem Walmart kein Kunststück ist) da sich der Pat ne neue Sonnenbrille ausgesucht hat. Nun ja, also alles neu einpacken – ich war schon total entnervt! Und dann ab zurück zum Hostel! Nach dem der Orgakram erledigt war sind wir dann mit der ältesten „Cable Car“, eine alte Straßenbahn in den Garden District gefahren und haben uns herrliche Villen angesehen! Ich sag`s euch: „es geht doch nichts über ein bisschen Kolonialstil“. Da könnte ich sogar zum Häuslebauer werden ;-). Der Pat war auch schon ganz irritiert, als wir uns bei einem Spaziergang durch den Auburn Park dabei ertappten, wie man wohl so ein Haus in Deutschland gebaut bekommt und wer wohl so einen Garten anlegen kann. Gut beim Garten waren wir uns schnell einig 😉 – das schaffen wir mit der Unterstützung durch die Profis Fuchs!!!
Aus unseren Gedanken wurden wir gerissen, als uns wieder einfiel das es heute gratis Essen im Hostel gibt und wir dringend den Rückweg antreten sollten, bevor wir nix mehr abbekommen. Pünktlichst, also 10min zu spät trafen wir im Hostel ein und das Essen war noch für weitere 15 min im Ofen…puh, Glück gehabt! Es gab eine eigenwillige Kreation im NO Style. Das heißt, es wurde uns eine Kasserolle mit Bohnenreis angekündigt. Die Kasserolle stellte sich als ein sehr leckerer Auflauf aus Tortillias mit Hähnchencurry heraus, dazu Reis mit Bohnen und einer Wurstspezialität. Naja so gourmethaft wie es klingt war es nicht wirklich! Der Auflauf war lecker, den Reis mit Bohnen und Würstchen lassen wir lieber unerwähnt. Das Wichtigste war, dass wir satt geworden sind. Da es der letzte Abend in NO und insgesamt in den USA sein sollte, sind wir nochmal in die Frenchmen Street gefahren und haben noch einen Cocktail getrunken in einer der tollen Bars mit Live Musik….
Am nächsten Tag sollte es nun Richtung Südamerika gehen… Irgendwie ein komisches Gefühl! Nach 3 Monaten haben wir uns so in den USA eingelebt, dass wir hier eigentlich gar nicht weg wollten. Wir hätten uns gerade vorstellen können, den Rest unserer Reise auch hier zu verbringen… Klingt sicher komisch für euch?
Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir uns beide dabei ertappt haben, dass uns etwas mulmig ist, da ab morgen wohl fast nur noch spanisch gesprochen wird und wir keine Ahnung haben was auf uns zukommt… Haben noch für eine Woche eine Unterkunft und danach noch keinen Plan….
Um diesen Gedanken nicht zu viel Platz einzuräumen haben wir schnell beschlossen nochmal zum Mississippi zu laufen bevor es zum Flughafen geht. Auf dem Weg dahin haben wir uns auf dem Frenchmarket ein halbes Muffelton gekauft und einen Becher mit Jambalaya. Die Kenner unter euch verstehen schon – ja noch mal einheimische Küche! Ein Muffelton ist hier eine Spezialität aus der italienischen Küche (Sandwich mit Schinken, Salami und eingelegten Gemüse) und Jambalya ist ein Reisgericht mit Hähnchen! Das haben wir dann auf einer Bank am Mississippi genießen dürfen und Abschied von unserem ersten Reiseabschnitt in den USA genommen. Amerikanisiert wie wir sind, sind wir dann zum Flughafen ge“uber“t 😉
Nun heißt es Goodby USA und mit einem Flugmarathon von 3 Flügen über Miami – Quito – nach Baltra auf die Galapagos Inseln….

20160829_144102_NewOrleans_Wasserzeichen

Annes Haar hat sich sogar an die Streifen der USA-Flagge angepasst. 😉

WIR SIND GESPANNT WAS UNS IN SÜDAMERIKA ERWARTET UND IHR VIELLEICHT AUCH!!!

Viele liebe Grüße an euch alle und danke das ihr so fleißig unsere Geschichten verfolgt, das motiviert uns immer wieder weiter zu schreiben!!!

Bis bald, eure Panne-Weltenbummler!

PS: Sobald der Pat seine Alaskanische Erkältung überwunden hat und nicht mehr die Tastatur vollniest, wird er sich wieder in die Artikel stürzen!

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